Puh, das letzte Konzert in Detmold ist fast genau 20 Jahre her und fand im Hunky Dory statt. SAGA gastierten am 25.5.1992 in der Stadt. Nachdem das Hunky Dory das Zeitliche gesegnet hat, zog mich musikalisch nicht mehr so viel in das 30 Kilometer entfernte lippische Epizentrum.
Heute sind also die nimmermüden Herren von UFO, begleitet von THE WHEEL in der Stadthalle. Arndt war so nett, den Fahrerpart zu besetzten, so dass ich mich auf die Pflichten des Beifahrers konzentrieren konnte.
Die Bewirtung in der Stadthalle war mit Mühe und Not noch als ausreichend zu bewerten, da die Getränke sich zeitweise der Raumtemperatur angeglichen haben. Und jene ging in Richtung hitzefrei.
Zwei weitere Mängel im Rahmen des Events: Kein Vorverkauf in Bielefeld und eine falsch kommunizierte Anfangszeit. Entgegen der landläufigen Medien ging es schon um 19:30 Uhr los, wobei auf der Homepage der Stadthalle vorsichtshalber überhaupt keine Zeiten angegeben wurden.
Von THE WHEEL gab es entsprechend für uns nur einen kleinen, wohlhörbaren Happen.
Das ist aber alles banale Hühnerkacke (mal abgesehen von dem pisswarmen Bier!), wenn man dafür eine so großartige Band wie UFO erleben darf.
So habe ich nicht immer gedacht. Ich habe die Jungs 1997 mit Michael Schenker erlebt und einen Haken dran gemacht: "Ganz nett, jetzt habe ich sie gesehen und gut ist."
Der Einstig von Vinnie Moore hat mich erst verwundert, dann habe ich das 2007 live auch als "ganz nett" bewertet und gedacht, meine Pflichten in Sachen UFO erfüllt zu haben.
Vor zwei Jahren erwachte durch das starke "The Visitor" Album, einhergehend mit dem außergewöhnlich geilem Konzert im Rosenhof Osnabrück, eine neue Lust auf die Kapelle bei mir.
Der letzte Streich "Seven Deadly" hat auch mein Wohlwollen - was soll da also noch schief gehen?
Nix!
Dafür sind vier Sachen ausschlaggebend.
- Der Backkatalog voller Klassiker und livetauglicher Songs
- Phil Mogg
- Vitalität
- Vinnie Moore
Die Band hat das Luxusproblem, ihre guten neuen Songs zu den unvermeidlichen Klassikern zu platzieren. Dabei ist das keine Alibiveranstaltung, sondern das aktuelle Album bekommt immer reichlich Platz.
Phil Mogg ist die Art Gentleman, die jede Bühne haben möchte. Sein Auftreten und markanter Gesang ist trotz seines fortgeschrittenen Alters faszinierend. Der perfekte Kontrast zum andauernd miesepetrigen Paul Raymond.
Das die Band lebendig ist und eine Spürnase für die Stimmung hat, bewies sich in Detmold eindrucksvoll. Neben der dankbaren Interaktion zwischen Musikanten und rund 300 begeisterten Genießern entwickelte sich abseits der abgesprochen Setlist eine gewisse Eigendynamik derselben. "Hell Driver" wurde mitten im Set eingebaut und "Shoot, Shoot" durfte das gelungene Konzert nach ein dreiviertel Stunden komplettieren.
Aber der Hauptgarant für ein saftiges UFO Konzert ist IMHO mittlerweile Vinnie Moore geworden, der mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Virtuosität durch die Songs navigiert.
Absolute Weltklasse und alleine jeden Penny wert, wie der in den 80ern als Neoklassiker angetretene Gitarrist seine Fingerfertigkeit durch den Blues verfeinert und nun bei UFO auf die Brause haut. Die Soli verzaubern auf ganzer Linie und lassen jeden, der schon mal eine Gitarre in der Hand hatte, mit offenem Mund dastehen. Seine Interpretation der Klassiker gehen ab wie Schmits Katze.
"Rock Bottom" klingt mittlerweile, als hätte er es erfunden...
Wow.
Wer, zum Geier, war doch gleich dieser Michael Schenker?
Die Frage klären wir nächsten Dienstag, [Update: das haben wir geklärt] wenn er himself in Hannover aufspielt.
Das wird interessant :-)
Danke an UFO für die tolle Performance und an Arndt fürs Fahren.
So macht Rock'N'Roll Spaß!