Mano Cornuto \m/

Official Partner Of The Loud

Bericht: Weser Rock Fest, Live, 1.9.2012, Vlotho

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War es nun das Ende des Sommers oder der Beginn der Herbstsaison?
Eigentlich egal, Hauptsache es rockt!

Im Kern hat das auch funktioniert, insbesondere weil Petrus als Verantwortlicher für das Wetter noch flugs die Kurve gekriegt hat und den angekündigten Regen nach Lummerland verschoben hatte.

Ich machte mich also ob der positiven Wetterprognosen und einiger spannender Bands alleine nach Vlotho auf. Claudias Unlust mitzukommen brachte ein Problem mit sich, was ein Einheimischer am späteren Abend perfekt auf den Punkt brachte. Er: "Seit wann bist Du da?" Ich: "Schon seit dem frühen Nachmittag, ich komme aus Bielefeld." Er: "Oh, dann ist das aber schwierig mit dem Trinken!".

Die erzwungene Abstinenz wurde gleich bei der ersten Band auf eine harte Probe gestellt.

SHOTGUN JUSTICE

JIMMY SLICK machen eine Sorte Musik zwischen ONKELZ und Punk, auf die mein Körper mit einem zielsicheren Drang zur Theke reagiert. Bis auf das einigermaßen gefällige "Rebel Yell" von Billy Idol war das ganz und gar nicht meins.


SHOTGUN JUSTICE aus Peine/Braunschweig machten das ab 15:30 Uhr schon besser. Ihr ordentlicher Metal/Trash und die Bemühungen die dünn gestreuten Massen anzuheizen machten durchaus Laune.
Ihrem Alter entsprechend dürften sie auch genug Erfahrung haben :-) Höhepunkt und gut zu hören war ihr selbstbetitelter Song.

UNCOVER

UNCOVER aus Bünde präsentierten Licht und Schatten - insbesondere bei den Gesangsteilen, wo es entweder melodisch oder düster zuging. Zunächst gab es ungewollte Hilfe vom Mischpult, weil die Pausenmusik weiterlief. Man konnte sich aber verständigen, dass die Band das alleien durchziehen wollte. Gebraucht hätten die Jungs das höchstens bei der Vorstellung eines neuen Songs, bei dem es nach 2 Minuten die Bassdrum zerschnöselt hat. Die Truppe zeigte hier Souveränität und auch insgesamt, dass sie gut eingespielt ist.


SOULBOUND

Die weiterhin aufstrebenden SOULBOUND zeigten an dem Tag wiederholt, warum man die Musikanten bedenkenlos ins Billing nehmen kann. Ihr Mix aus der Moderne und klassischen Anleihen ist für viele Ohren kompatibel.
Zudem bescheren die Bielefelder ein professionelles Stage-Acting, dass den Sound angenehm untermalt. Ausgesprochen sportlich waren die Ausflüge von Sänger Johnny oder Basser Jonas von der Bühne ins (leider immer noch spärliche) Publikum. Zumindest jedenfalls die Versuche, sie danach wieder zu entern...

Eine großartige Leistung von Johnny war es jedenfalls, einen Moshpit und eine Wall of Death mit weniger als 10 Leuten zu organisieren. Hut ab!


THE CRUNGE

Mit THE CRUNGE kam die jüngste Band des Tages ins Rennen. Die 16-18jährigen Jungs hatten zwar Heimvorteil, den aber nicht gebraucht. Ihr durchweg eigenkomponierter, klassischer Rock kam frisch und unbekümmert rüber. Und das wesentlich besser als im April beim Emergenza-Semifinale, wo sie mir noch nicht so zusagten. Ihre Einflüsse waren hörbar und für die blöden tauben Zuschauer stand es auch auf ihren T-Shirts: GUNS N' ROSES, AC/DC, Slash ... usw.
Besonders Sänger/Rhythmusgitarrist Tobi wusste mit seinen abgebrühten Ansagen zu gefallen, so dass sich die Veranstalter hinreißen ließen, die geforderte Zugabe zu genehmigen.
Ein gelungener Auftritt einer Band mit Zukunft!


STORAGE5

Die aus Sennestadt angereisten STORAGE5 kennt man gerne von den Emergenza Festival-Runden eins & zwei. Und auch heute bewiesen die Mannen mit ihrem melancholisch angehauchtem Rock Klasse und Geschick. Die Instrumentalfraktion ist hervorragend eingespielt und erzeugt einen fetten und gut gefüllten Soundteppich.
Den wiederholten Aufforderungen, die Songs der Band herunterzuladen und in Umlauf zu bringen, kann man gutem Gewissens folgen.
Vielleicht buchen die Herren ja eines Tages ihr "Ticket To America" und füllen dort die Hallen?


CROSSPLANE

PLAYGROUND ZERO machten mir nach wenigen Takten klar, dass sie sich nicht in mein Herz spielen würden. Also Pause, was Essen und Jacke holen. Beim Rückweg habe ich immerhin den eingangs erwähnten Trost des Einheimischen bekommen.

Moralisch und körperlich frisch gestärkt ging es nun auf die Zielgerade.
CROSSPLANE aus Essen beschwörten mit ihrem MOTÖRHEAD lastigen Rock'N'Roll, immer wieder die Trinkfreude des nun zahlreich anwesenden Publikums.
Ihr interaktives "Prost Ihr Säcke ... Prost Du Sack" und die Betonung auf "Ihr seid Rock'N'Roll" war routiniert, aber nicht aufgesetzt. So kam eine dem Festival-Tag angemessene Stimmung auf und die aufkommende Dunkelheit tat ihr übriges für eine gute Atmosphäre. Gelungenes Ding mit eindringlicher, dreckiger Stimme!



THE TROOPERS

Die nun folgenden THE TROOPERS haben sich allen Dekaden des IRON MAIDEN Sounds verschrieben und navigierten zielsicher durch dieselben. "The Wicker Man", "Two Minutes To Midnight", "Running Free", "Fear Of The Dark" ... , Sänger Thorsten passt gut zu den Songs und die Meute hat Spaß.
Kritik darf man bei einigen Gitarrenparts äußern, die entgegen der angekündigten Detailtreue etwas unelegant umschifft wurden, was in einem eher verkorsten "Hallowed Be Thy Name" gipfelte.
Egal, insgesamt hat es allen gefallen und das zählt immerhin am meisten! 


BIG BALLS

Wie es trotz aller Monitorprobleme richtig geht, beweisen BIG BALLS.
Gerüchten zufolge haben sie es auch einfacher beim Sound, weil es möglicherweise AC/DC sind, die sie covern. So ganz abwegig ist das tatsächlich nicht, da sich im Laufe der letzten 20 Jahre eine gewisse eigene Note in die Songs eingeschlichen hat.

Gleich der Opener "There's Gonna Be Some Rockin" macht alles klar. Choreographie nach Laune, Spaß aus jeder Pore sowie überall tanzende und wippende Leute.
BIG BALLS sind trotz der späten Stunde die unangefochtene Band des Tages. Es war nach 24 Uhr, es wurde kalt, aber das war allen egal.
"Touch Too Much" und "Hells Bells" ragten an diesem Abend musikalisch noch besonders aus einem Set voller rockender Klassiker hervor.

Eigentlich haben CROSSPLANE mit "Ihr seid Rock'N'Roll" sicher BIG BALLS gemeint.

Bemerkenswert war noch der kurze Austausch von Gesang und Gitarre.
Chicken, in der Mitte des Sets, und euphorisch ob der Stimmung: "Ahhh, Rock'N'Roll ist die schönste Anstrengung, die es gibt!"
Christian: "Die Zweitschönste. Oder fickst Du nicht?"

Am nächsten Morgen gucke ich ob des langen Vortages noch ein wenig müde aus der Wäsche. Claudia mustert mich und bemerkt: "Du siehst aus, als hättest Du gestern gesoffen."
Pah!