So kann es gehen: Eigentlich war SNÄKE PLISSKEN angesagt am Freitag, doch im Zuge meiner Recherchen rund um PEGAZUS staunte ich nicht schlecht, dass die Truppe von Down Under gerade in Deutschland und am Freitag in Witten weilt.
Also kurzfristig Programm umgestellt. Wobei, als ich die Ankündigung vom Konzert laß, war ich schon sehr skeptisch. Ein Metal Abend in einer Hawaii Hulla-Hulla Bar? Das Hapa Haloe präsentiert sich nicht gerade wie eine typische Rockerkaschemme - eher so eine Art Bobs Country Bunker ausstaffiert mit ein paar Südseeutensilien.
Passend würde man einen Elvis Imitator und die STRAY CATS erwarten. Nun, heute Abend sollten PEGAZUS unterstützt von IVORY NIGHT aufspielen.
Ok, beim Eintritt (sehr faire 14 Euro) hätte ich trotzdem erwartet, dass jedem Besucher ein Südsee-Blumenkranz zur Begrüßung umgehängt wird.
Stattdessen die Frage an der Kasse: "Nimmst Du beides?" Meine Gegenfrage zitiert aus den Blues Brothers: "Country und Western?" "Nein, Eintritt und Verzehrkarte."
Ach so. Schien mir angesichts der vielleicht 25 Fans trotzdem ein organisatorischer Overkill zu sein.
Wobei sich natürlich grundsätzlich die Frage stellt, wieso eine klasse Band wie PEGAZUS nicht in der drei Kilometer entfernten Matrix aufspielt? Die holländische Tourmanagerin hat mir nach dem Konzert erzählt, dass der Laden die Band unbedingt wollte. Das verstehe bitte ein Anderer...
Okay, gegen 20:15 stürmten IVORY NIGHT aus Karlsruhe die knappe Bühne mit dem charmanten Südsee-Medizinmann-Background. In meinem Fundus habe ich von der Truppe bisher nur die "Dawn Of The Night" Scheibe, die einige wirklich gute Stücke parat hat. Deshalb war ich natürlich gespannt, was kommt.
Mit "And I Fly" ging es dann auch von dem Album direkt los.Leider war der Mann am Mischpult wohl von irgendeinem hawaiianischem Zauber befallen oder oder er hat sich den Job einfach so nur sehr einfach gemacht: Alle Regler auf 10.
Entsprechend war der Sound ein bisschen matschig, auch wenn sich die Lautstärke natürlich irgendwo an das Schlagzeug anpassen musste...
Musikalisch war es sehr anspruchsvoll und technisch mit der kompletten Bandbreite von Thrash, Power. Prog und Alles mit Schwerpunkt vom aktuellen Album "The Healing". Sehr schöne 50 Minuten.
Da ich nur das eine Album kannte, hätte ich mir noch "Salvation Is An Honest Man" gewünscht. Aber irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass ich die Jungs nicht zum letzten Mal gesehen und gehört habe, da werde ich das schon einfordern. Schließlich habe ich direkt die geforderten 900 CDs gekauft :-)
Und eine Kappe werde ich mir auch noch aufsetzen!
Mein Favorit aus der Setlist ist das mit frühen QUEENSRYCHE-Anleihen ausgestattete, mächtige "The End" - was irgendwie passenderweise zum Schluss gespielt wurde.
Patrick Fuch: Vocal, Guitar
Kalle Keller: Bass
Tilmann Ruby: Guitar
Volker Schick: Drums
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Die Umbaupause war kurz und pragmatisch, da die Herren aus Australien einen Großteil des Equipments ihres Supports mit nutzten.
Für den Trip in die alte Welt hat sich eine spezielle PEGAZUS-Formation aufgemacht: Statt den etatmäßigen Bassisten und Drummer Cory Betts und Ange Sotiro waren am Bass der zwischenzeitliche Lead Sänger Rob Thompson (2000-2008) und an der Schießbude der Ur-Drummer Robbie Stoj (bis 2003) mit an Bord.
Mastermind Johnny Stoj wirkte zwar irgendwie, als wäre ihm der Jet Lag mehrfach über den Weg gelaufen, aber als echter Metalhead haut man natürlich trotzdem auf die Brause und rockt.
Sein Gitarrenspiel ist klasse und songdienlich und er ist einer der wenigen Player im True Metal Bereich, die eine Gibson Les Paul einsetzt.
Die Songs, die Johnny für gewöhnlich im Alleingang schreibt, triefen nur so vor Klischees. Das ist zum Vorteil für den gewöhnlichen Konzertbesucher, der im Handumdrehen textlich involviert ist und direkt mitgröhlen kann.
Vorgröhler Justin Fleming sah ein bisschen so aus, als wäre er aus einem Film der Teminator-Reihe ausgebüxt. Sein Tagesprogramm kann eigentlich nur aus tagsüber Fitnessstudio und abends Proberaum bestehen. Er nutze seinen Bühnenplatz auch für ausgiebige Turnübungen. Dazu kam ab und ein Blick, der kleine Kinder schlecht schlafen läßt...
Gesanglich lassen wir auf den guten Justin (typischer Metal Name, übrigens) aber mal nichts kommen. Gekonnt manövriert er uns mit Johnny durch die Bandgeschichte von 1995 (Apache Warriors) bis heute (Haunting Me). Die Rhythmussektion tut ihr übriges für eine druckvolle Präsentation der Songs.
Der Sound ist zum Glück besser als bei der Vorband und so gibt es nur ein Manko: Nach nur einer Stunde war der reguläre Teil zu Ende und es gab nur eine Zugabe.
Entsprechend fehlen einige Gassenhauer wie "Bravehart" oder "Witches Hex". In Punkto Bühnenpräsenz möge man sich doch ein Beispiel an Y&T nehmen, die zwei Wochen zuvor knapp drei Stunden gespielt haben.
Hier kommen wir auf gerade mal 2 Stunden für Support und Hauptact...
Highlights des Sets waren jedenfalls "Metal Forever" und das finale "Wings Of Steel".
Nach dem Konzert waren die Jungs auch alle an der Bar und wechselten mit den restlichen Fans noch ein paar Worte. Eine wirklich nette Band, die nach eigenen Angaben gerne wiederkommt - was ich ja nach den beschämenden Zuschauerzahlen etwas in Frage stellen möchte...
Aber laut Johnny ist es im Gespräch, nächstes Jahr zur Festivalsaison wieder nach Europa zu kommen. Balingen, ick hör dir trapsen?
Justin Fleming: Vocals
Johnny Stoj: Guitar
Rob Thompson: Bass
Robbie Stoj: Drums