Nachdem es gestern mit PEGAZUS schwere metallische Kost drei Steinwürfe weiter in Witten gab, waren am Samstag die Dauerbrenner von EPITAPH in Dortmund dran.
Und man glaubt es kaum: Es gibt auch im Lager der ältesten Band der Welt frischen Fortschritt.
Gleich an der Garderobe des schönen Pianos eröffnete uns Gitarrist Cliff, dass es a) ein Vorprogramm und b) via Heinz diverse Untermalung der Songs durch Keyboards geben wird.
Besonders groß war bei mir noch die Freude, dass "Sad Song" mit auf der Tracklist steht und im Zugabeteil "The Run" vom 1988er KINGDOM Album auftauchen sollte.
"Baby, You Got Me On The Run", schmetterte uns ein gut gelaunter Cliff textsicher entgegen und mein Herz blühte auf. Nachdem ich nun zwei Jahre und gefühlte zwanzig EPITAPH Konzerte später immer genau die Gigs verpasst habe, wo Stücke von dem "Lost In The City"-Juwel gespielt wurden.
Da OJ freundlicherweise den Fahrdienst übernommen hatte, sprach also alles wieder für einen tollen Abend.
Das Piano ist ein feiner Schuppen, der neben einer korrekten Bewirtung auch soundtechnisch zu den guten Lokationen gehört. EPITAPH mussten sich an dem Abend der Konkurrenz König Fußball stellen. So ergab es sich, dass wir uns die ersten zehn Meter in Richtung Konzertsaal durch eine freudige schwarz-gelbe Masse lavieren mussten. 1:0 gegen die Bayern war dass, was die Meute wollte.
Die Rockfans bekamen zunächst ein paar ruhige, angenehme Klänge solo an der Akustik-Gitarre von Dieter Bornschlegel vorgesetzt, bevor EPITAPH im gewohnt zweigeteilten Set für gute Stimmung sorgten.
Die Songauswahl variiert ja immer ein bisschen, ebenso wie der Improvisationsteil. "Black Night" zum Beispiel, viel unter den Tisch.
Dafür gab es ja ein bisschen Franz Lambert Feeling durch Heinz, der immerhin (nach Bandangaben) seit zwei Tagen Keyboard spielt. Klar, Jon Lord hat sich nicht direkt im Spiel wieder gefunden, aber die Einlagen sorgten für Abwechslung im Soundteppich.
Das Publikum ist natürlich ein Heimspiel für die Band und entsprechend war auf und (mit ca. 200 Leuten gut gefüllt) vor der Bühne exquisite Stimmung wie frisch gezapft.
Bernie, die alte Säge, verkündete zwar eine gerade abgeklungene Bronchitis, aber die merkte man ihm nicht weiter an. So ging es routiniert und kraftvoll durch die Songs und die Theke.
Nach der letzten Zugabe machte ich allerdings große und ettäuschte Augen: Von wegen "The Run"...
Was war los?
"Oh Scheisse, das haben wir echt vergessen, Du hast recht. Aber ich habe das gar nicht gemerkt", kam als rechtlich verbindliches Statement seitens Bernie, der alten Säge, auf meine offizielle Beschwerde beim After-Gig-Beer.
Immerhin versprach er OJ und mir, das im März in Unna definitiv zu spielen. So sei es!
Noch zwei schöne Zitate gefällig?
Achim, 20 Minuten nach seinem Drum-Solo: "Ich bin kein Fan von irgendwelchen Drum-Solos."
Bernie: "Ich zerhaue keine Verstärker mehr auf der Bühne. Ist mir zu teuer geworden ... sonst würde ich es machen!"
Wenn Rocker reifer werden :-)
Auf bald!
Cliff Jackson: Guitar, Vocals
Bernie Kolbe: Bass, Vocals
Heinz Glass: Guitar, Keyboard, Back Vocals
Achim Poret: Drums, Back Vocals