Es war schlussendlich doch ein abwechslungsreicher Mix, der uns in der RWE-Halle in Mühlheim zum Rocken gebracht hat.
Aushängeschild waren natürlich CINDERELLA, die das letzte Mal in Deutschland weilten, als noch die D-Mark die handelsübliche Währung darstellte. Zudem war es die einzige Station in good old Germany im Rahmen ihres Europabesuches 2011.
Da ich es in der goldenen Zeit der Band verpasst habe, sie live zu sehen, habe ich mich umso mehr über mein diesjähriges Geburtstagsgeschenk meiner Liebsten gefreut, um eben jenes Manko auszubügeln.
Allerdings haben mir viele der anderen gelisteten Namen Angst gemacht. Was soll man bitte schön von einer Band erwarten, die sich PUSSY SISSTER oder CRAZY LIXX nennt???
Die grundsätzlich gute Nachricht ist, dass keine Band komplett lausig war.
Ebenso positiv, dass der Zeitplan mit kurzen Umbaupausen auch im grünen Bereich lag.
Einzig die kulinarische Organisation mit den Bons und Zapfern, denen man (bis auf eine rühmliche Ausnahme) im Laufen die Schuhe besohlen konnte, war eines Rockfestivals unwürdig.
Die größte Freude und Überraschung für mich waren KISSIN' DYNAMITE, die einen komplett gelungenen Auftritt hatten und als heimlicher Gewinner des Tages gelten können.
Aber schön der Reihe nach.
Los ging es mit HOLLYWOOD BURNOUT. Leider war die Organisation beim Einlass nicht auf Zack, so dass wir nur die letzten beiden Stücke mitbekamen. Der Frontmann der Band hat offensichtlich schon Donnerstag Mittag begonnen sich aufzutakeln, sonst hätte er unmöglich pünktlich Samstag um 15 Uhr auf der Bühne stehen können. Die zwei Stücke klangen aber jedenfalls ganz ordentlich.
Die halbe Band lief in RAMONES T-Shirts auf, eine optische Abwechselung, die sich auch ein wenig in ihrer Musik widerspiegelte.
Weiter ging es mit JADED HEART. Der erste mir bekannte Name des Tages - auch wenn ich nicht mit den aktuellen Sachen der Band bestückt bin. Auf jeden Fall ein gelungener und solider Auftritt. Die Gitarre brachte eine gewisse Würze, die ich bei den ersten Bands vermisst habe. Die Songs waren melodisch und trotzdem nicht überkandiert. Das erste Highlight des Tages.
Planmäßig enterten nun KISSIN' DYNAMITE die Bühne. Ob des schrägen Namens hatte ich erstmal keine großen Erwartungen. Positiv waren schon mal die Gitarren beim Soundcheck - hier wurde 'Balls To The Wall' zitiert.
Aber mein erster Gedanke beim Anblick von Sänger Hannes war: "Oh mein Gott". Alle Klischees des Business in dieser Person vereinigt: Sonnebrille, kein T-Shirt unter der Jacke, Mikrofonständer mit Tuch und Haarspray als gäbe es kein Morgen.
Dann haben uns zwei Sachen gezeigt, wie generationsübergreifend gerockt wird: Die Musik, die einen kräftigen True-Metal Einschlag hat und die Bühnenshow, wo keine Millisekunde Stillstand herrschte.
Von allen Vorbands konnten KISSIN' DYNAMITE die meisten Zuschauer vor die Bühne und zum Mitmachen animieren - ich hätte nicht gedacht, so mitgerissen zu werden! Was für eine geile Show, ich freue mich auf mehr von den Jungs :-)
Nach dem Hammerauftritt hatten es CRAZY LIXX und PUSSY SISSTERS schwer. Nicht nur ich nutze den großen Teil Ihrer Sets für eine Pause am Tresen und vor der Halle für den einen oder anderen Plausch.
Hätten sie einen anderen Platz auf der Running-Order gehabt, hätte ich mir die durchaus passablen Songs der Bands wohlmöglich in Gänze reingepfiffen.Aber Durst ist schlimmer als Heimweh!
Und nun: BONFIRE. Ich habe es gerade nochmal verifiziert - die letze Scheibe, die ich mir von denen gekauft habe war Point Blank aus dem Jahre 1989. Ganz nett, aber kein Grund mit Gewalt nachzulegen.
Aber die Brüder haben natürlich Erfahrung und wissen, wie man eine Bühne zum rocken bringt. Und so durften wir uns über einen gelungenen Auftritt freuen, der animiert, den Backkatalog der Band in die heimischen vier Wände zu bringen.
Fehlen nur noch CINDERELLA, die erfreulicherweise in Originalbesetzung antraten. Stimmlich ist Tom Keifer ganz klar über seinen Zenit, weshalb ein enormer musikalischer Aufwand betrieben worden ist.
Tom ließ es sich nicht nehmen, instrumental mit Gitarre (Elektrik/Akustik) und Keyboard songdienlich zu wechseln oder auch nur das Mikro zu nutzen.
Die Roadies hatten dabei alle Hände voll zu tun, die verschiedenen Instrumente rechtzeitig zu platzieren. Gerade beim Keyboard ging technisch eine Menge schief, so dass das arme Teil noch einen Tritt in Klinsmann-Manier abbekam.
Vielleicht hatte der gute Herr auch nur schlechte Laune, weil sein Frisör ihn hergerichtet hat wie Ritchie Blackmore?
Trotz der angepissten Stimmung von Tom hatten CINDERELLA einfach die besten Songs parat. Alle Titel wurden vom Publikum gefeiert - kein Problem bei den Berg an Hits und guten Songs in der Hinterhand.
So bleibt als weiterer kleiner Wermutstropfen die leider sehr kurze Spielzeit von knapp einer Stunde inklusive Zugaben. Na ja, Hauptsache mal live gesehen :-)
Alles in Allem ein schöner Tag und eine Zeitreise in die Klischeekiste, wie hier nachzulesen ist.