Mano Cornuto \m/

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Bericht: SHOUT IT OUT LOUD Festival III - Live 12.13.2012, Wetter Lichtburg (Mike Tramp

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Sleaze ist ja nicht ganz mein Beuteschema.
Die vielen, bunten Totenköpfe, die Tücher und der exessive, geschlechterübergreifende Einsatz des Kajalstiftes in Kombination mit musikalisch selten packenden Themen ist für mich nur in homöopathischen Dosen zu geniessen.

Claudia, die dem Stil komplett verfallen ist, bediente sich also der bei mir immer wieder funktionierenden Trickkiste. Hinter meinen Rücken hat sie erst die Karten besorgt, dann den "süßen Blick" aufgesetzt und ihn mit den mit den Worten: "Ich  fahre zurück und Du kannst Bier trinken." untermalt.

Tja, unter den Voraussetzungen schmilzt das heavy-metallende Herz dahin und der Samstag war für das SHOUT IT OUT LOUD Festival in Wetter gebucht.
Und ich muss ja auch zugeben, dass mir die erste Auflage letztes Jahr in Mühlheim auch ganz gut gefallen hat.

Das aktuelle Line-Up hat bei mir allerdings nur beim Namen Mike Tramp einen einigermaßen erhöhten Herzschlag verursacht. Das erste WHITE LION Album ist und bleibt einfach klasse.
Und tatsächlich hat Mike Tramp einen denkwürdigen Auftritt hingelegt.

Zuvor und drumherum gab es noch einiges in Sachen Musik und Organisation.
Die Ausweichlokation Lichtburg in Wetter ist per se kein geeigneter Ort für mehrere Stunden Festival, da es keine Möglichkeit gibt, mal ein paar Minuten frische Luft zu schnappen.
Die Wahl zwischen verbrauchter Hallen- und verqualmter Foyer-Luft ist die Wahl zwischen dem Duft meiner  getragenen Socken und meinem Zaziki-Rülps. Nicht schön.

Schöner waren da die letzen Takte von HOLLYWOOD TRASH, die wir bei unserer Ankunft noch mitbekommen haben. In den knapp 15 Minuten haben sie sich zwar nicht direkt in mein Herz gerockt, aber zumindest war es ein netter Auftakt.

Die folgenden BAI BANG haben in meinen Ohren BON JOVIs "You Give Love A Bad Name" mehrfach in ihren Songs interpretiert - das allerdings durchaus überzeugend. Lediglich der Mixer hat sich bei der Band offensichtlich eine Pause gegönnt und vorher vorsichtshalber alle Regler ganz nach oben geschoben.

Sowas Lautes habe ich selten erlebt...
Und das die Jungs den Rock'N'Roll richtig ernst nehmen, konnte ich ein paar Stunden später beim Gitarristen feststellen. Der Typ war definitiv Tagesvollster, dicht gefolgt von seinem Sangeskumpel. Hut ab!

Die Bands hatten es bei der alkoholischen Versorgung allerdings auch leichter als das Fußvolk. Der neuralgische Punkt Theke war zwar kompetent besetzt, hätte aber in den vielen Stoßzeiten eine zweite Schankausgabe verdient gehabt.


Musikalisch ging es mit FATAL SMILE weiter, die dem üblichen bunten Gedöns eine eher morbide Gesichtskleisterung und Mikrofonständer aus Eisenketten entgegen brachten.

Mir hat ihr Mix aus Hard & Heavy gut gefallen und ihre Hommage an Dio mit der Ballade "For The Last In Line" war gelungen und hörenswert.


Als nächstes stürmten CRAZY LIXX auf die Bühne.
Die waren letztes Jahr auch schon gebucht, hatten aber ob des unglücklichen Platzes auf der Running List in meiner Erinnerung einen selben unter ferner liefen.

Dieses Jahr haben sie mir jedenfalls gefallen, auch wenn ich nicht gleich den nächsten Plattenladen zum Kauf ihrer Alben entern werde. Die Jungs haben anständig abgerockt und das Publikum ging auch gut mit.

Die folgenden TIGERTAILZ schlugen auch in bester Sleaze Manier durch und boten auch solide Kost. In meinen Ohren nicht ganz so knackig wie drei beiden Bands vorher, aber durchaus nett zu hören.

Optisch gewagt, dabei durchaus lustig waren die rosa Strähnen in Haar und Bart des Bassisten. Ein witziger Typ, mit dem ich später auch noch ein paar Worte gewechselt habe.

Durch eine Autopanne bei FATE wurde die Running Order kurzfristig umgestellt und ein gut gelaunter Mike Tramp betrat mit seiner Akustikgitarre die Bretter und stimmte jene. Sonst waren keinerlei Aktivitäten zu beobachten.
Er würde doch nicht etwa ohne Band spielen? Doch, doch. Zu dieser Entscheidung ziehe ich meinen Hut vor den Veranstaltern, die inmitten der elektrischen Welt einen Akustik Slot von 60 Minuten geschaffen hatten.

Und das ging voll auf. Mike Tramp hat noch richtig Schmakes in der Stimme und hat die Hütte bestens unterhalten. "Broken Heart" war ein guter Start und weiter ging es mit einem gelungenen Mix aus WHITE LION, FREAK OF THE NATURE und seinen Solo Sachen - alles minimalistisch, aber kraftvoll auf der Akustik-Klampfe interpretiert. "Road To Valhalla" leitete Mike mit einer kleinen Geschichtsstunde ein. Er bemerkte grinsend, dass er der erste war, der das Thema Valhalla behandelte, noch bevor die ganzen Bands mit ihren Schwertern und Kriegsgetöse die Szene betraten.
Einen lieben Gruß setzte er an jene bei seinem abschlissenden Gruß "Death To False Metal!" - nicht schlecht in der Form und auf einem Sleaze-Festival :-)))
"Lady Of The Valley" aus der Mitte des Sets gehört dabei für mich zum besten, was ich je akustisch dargeboten gehört habe. Alles erste Sahne von einem ob der Zuschauerresonanz sichtlich gerührtem Mike Tramp in Top-Form.

Anschließend hatten es FATE sehr schwer, die gute Stimmung zu halten.
Auch wenn das aktuelle Line-Up musikalisch gut funktioniert, fehlen die zündenden Songs. Nach dem Auftritt von Mike Tramp war das Festival irgendwie für mich gelaufen, denn auch weder BANG TANGO, CHRASHDIET sowie Stephen Pearcy und seine RATT-Hits konnten mich nochmal aus der Reserve locken.


Während ich bei FATE und BANG TANGO das Gefühl hatte, das der Stimmungsabfall nicht nur mir so ginge, brachten CHRASHDIET und Stephen Pearcy das Publikum ordentlich zum Mitgehen und haben damit ihren Status auf der Running Order gerechtfertigt.

Bei CRASHDIET gab es ein unfreiwillige Pause von 15 Minuten, die durch einen Vollhonk verursacht wurde, der die Scheibe eines Feuermelders einschlug. Wie gut, dass wir nicht im Casino in Montreux waren und CHRASHIETs nächste Single nicht "Smoke On The Wetter" heißen wird.


Fazit für mich: Ganz nettes Ding mit organisatorischem Optimierungspotential und einem herausragenden Mike Tramp.