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STATUS QUO / URIAH HEEP - Live Bielefeld Stadthalle, 22.11.2013

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STATUS QUO gehören ja irgendwie zu den Bands, die schon immer da waren und die man eigentlich auch mal Live gesehen haben sollte. Den Haken kann ich nun machen und ich war überrascht, wie gut die Jungs noch sind - denn meine Erwartungen waren nicht besonders hoch.

Was darf man schon von einer Band erwarten, deren musikalische Bandbreite man durchaus als 'engstirnig' bezeichnen kann? Immerhin haben sie sich ja 2007 selbstironisch auf die Suche nach dem 4. Akkord gemacht.

Passend zu meiner Gefühlslage kam am Freitag Morgen eine Spam-Mail, die zwar mein Geld wollte, aber ansonsten zum abendlichen Spektakel passte:

Es ist in der Tat mein Vergnügen, Ihnen diesen Brief zu schreiben, was ich glaube, wird eine Überraschung für Sie, wie wir vorher nie begegnet sein.

STATUS QUO haben an diesem Abend in der Bielefelder Stadthalle alles richtig gemacht und mir tatsächlich eine nie begegnete Überraschung bereitet.

Angefangen mit der Wahl ihres Begleit-Acts. URIAH HEEP als 'Vorband' zu betiteln, wäre ungerecht. Selten passte das Attribut 'Very Special Guest' so gut. Die HEEPs nutzen ihre 60 Minuten mit einer guten Mixtur aus Klassikern und neueren Songs. Sie haben es nicht nötig, sich selbst zu verwalten und sie sind immer noch zu gut, um nicht gehört zu werden.


Bernie Shaw ist stimmlich voll auf der Höhe und interpretiert die Klassiker auf seine eigene Weise. Mick Box ist der gewohnte Fels in der Brandung. Er hat und hatte zwar niemals nicht die Filigranität eines Blackmore, aber als Trumpf eine spezielle, sympathische Art zu spielen und zu performen. Der gezwungene Neuzugang Davey Rimmer am Bass hat einen sehr guten Job (sicher im Sinne von Trevor Bolder) gemacht.

Der solide Auftritt hat sogar Claudia begeistert, die ansonsten für den klassischen Hard Rock mit Keyboards nicht so viel übrig hat. Mir hat eigentlich nur "Stealin'" gefehlt, ansonsten war alles an Bord. Highlight: "Sunrise".

Ab 21.30 Uhr bewiesen dann STATUS QUO eindrucksvoll, dass Rock'N'Roll eine Lebenseinstellung sein kann und sein sollte. Der massige Opener "Caroline" verlangt bei seinem ersten Einsatz Francis Rossi ein gut sichtbares 'Phruuuuhhhh und ich rocke trotzdem' von den Lippen ab. Jede seiner Fasern ist mit Energie freisetzenden Rock versetzt, dessen Kraft wie ein Atomschlag im Publikum einschlägt. Ein genialer Jungbrunnen!


Alle (bis auf den einen, scheintoten OWL-Prototypen vor mir) wippen, grooven, grinsen und feiern mit den Telecaster-Königen einen schicken Abend ab. Ein paar Jungspunde haben es sogar übertrieben und einen SLAYER-Moshpit nachgestellt, der beinahe einen Generationenkonflikt herbei geführt hätte.

Die aufgebrachten Gemüter stemmten dann einfach allesamt die Luftgitarren ... und gut war.
Und gut war es ja sowieso, auch weil alles echte Arbeit war. Die puristische Bühnenausstattung (mit den seltsam weißen Marshalls) ist der Nährboden für den relativ unkomplexen Sound der Briten. Somit bleibt der Fokus auf dem Wesentlichen, dem Rock!


Musiktheoretisch spielten STATUS QUO eigentlich nur einen Song, unterbrochen von "In The Army Now". Genau diese Engstirnigkeit machten und machen die Jungs so erfolgreich und bereiteten uns einen kurzweiligen Abend. Alle Songs wurden, trotz der langjährige Schaffensphase, homogen dargeboten. Geil.

Francis Rossi ist ein wunderbarer Conferencier, der mit seinem überlangjährigen Kumpel Rick Parfitt eine eigene Instanz der Rockmusik bildet. Eine Neuentdeckung für mich war allerdings Andy Bown. Der Keyboarder ist zwar seit 1976 mit am Start, aber wer wusste wirklich davon?
Seine Vielseitigkeit an den Tasten und sonstwie war gut fürs Ohr und Auge. Sein gelegter Teppich untermalt den QUO Sound perfekt.

Und noch ein tolles Ding: Die Band macht selbst zur Zugabe alles richtig und definiert ebensolche als sich selbst. STATUS QUO spielen gute 90 Minuten und bringen zum Schluss des regulären Sets ihre unvermeidlich guten "Whatever You Want" und "Rockin' All Over The World".

Die zehnminütige Zugabe mit "Junior's Wailing" + "Rock & Roll Music / Bye Bye Johnny" bilden also wahrlich eine Kür und kein 'wir müssen nochmals raus um die 90 Minuten voll zu kriegen und alles gespielt zu haben'.

Respekt! Sollte man genauso gesehen haben.

Mit einer kleinen Ausnahme. Marcus wies mich auf den netten Umstand hin, dass STATUS QUO ihren ursprünglichen Status mit Allen Lancaster und John Coghlan temporär wieder herstellen. In UK erprobt, könnte mich das nochmal vom Sofa reißen. Die aktuelle Besetzung natürlich genau so (bis auf das überflüssige Drum-Solo).

Wer braucht schon mehr als drei Akkorde, solange es Jeans & T-Shirts gibt? :-)

01. Caroline
02. Paper Plane
03. Hold You Back
04. Rain
05. Looking Out For Caroline
06. Go Go Go
07. Rock'N'Roll & You
08. Beginning of the End
09. Medley: What You're Proposing / Down the Dustpipe / Wild Side of Life / Railroad / Again and Again / Big Fat Mama
10. The Oriental
11. Creepin' Up On You
12. In The Army Now
13.Drum Solo
14. Roll Over Lay Down
15. Down Down
16. Whatever You Want
17. Rockin' All Over the World
18. Junior's Wailing
19. Rock & Roll Music / Bye Bye Johnny

Francis Rossi: Guitar, Vocals
Rick Parfitt: Guitar, Vocals
Andy Bown: Keyboard, Guitar, Harp
John 'Rhino' Edwards: Bass
Leon Cave: Drums